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memomedien

~ Was ich sehe, lese, finde und denke.

Monatsarchiv: Juli 2014

Wasserzeit

27 Sonntag Jul 2014

Posted by handschreiber in Lyrik, Psychologie

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Schlagwörter

Küste, Möwen, Meer, Sehen


Illustration: Foto

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Die Wolken liegen leicht am blauen Horizont.
Der Himmel streut hinaus das Weiß.
Und keine Sehnsucht geht es weiter an,
soweit, wie dieses Meer nichts weiß.

Die Felsen bilden eine Küste. Die Sonne strahlt.
Die Wellen schlagen mit den Steinen
an einer hellen scharfen Oberfläche an.
Die Vögel stürzen tief ins Meer.

Die Kinder dieser Federkörper schreien,
weil sie so hungrig sind. Und wenn sie größer
werden, stürzen sie soweit
hinab von hohen Felsen tief.

Sie finden neue Beute, verlassen
ihre Eltern, wenn sie flügge sind.
und neue Flügel tauchen ein

ins tiefe Meer, oft mehr und auch
in neues Leben. – Die Küste
und das Meer entscheiden

einen Flug auf hoher See.
Das sind die Vögel auf den starken Wellen
mit ihren tiefen, schwarzen Augen,

in denen eine Welt die Brandung sieht.
Das Sterben und Geburt erschaffen
an einem hohen Ufer tiefe Wasserzeit.

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Musik

23 Mittwoch Jul 2014

Posted by handschreiber in Gitarre, Lyrik, Psychologie

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Schlagwörter

Gitarre, Harmonie, Klang, Laute, Musik, Raum


Illustration. Foto

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Ich kenne deine Liebe
ohne deinen Namen.
Dein Körper schmiegt sich
an den Tönen, weiß und blau.

Die Blicke sind mir tief bekannt.
Ich suche einen Mund
und finde Noten auf den Fingern.
Umfasse die Gitarre und straffe

ihre Seiten. Ich schlage Töne
aus dem Draht, der sie umspannt.
Die Ohren fangen stille Laute ein,
Die Körperklang wird weich. Der Schauer

fängt mein Leben an. Akkorde werden
sagen, wie du heißt, wenn ich den
Rhythmus fange. Du bist ein Stück
von mir. Dein Name ist Papier und Ton.

Ein Schall, der am Altar erklingt.
Du bist der Klang in meinem Raum.

Luftraum

11 Freitag Jul 2014

Posted by handschreiber in Lyrik

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Schlagwörter

Himmel, Schwalbe, Schweben, Sommer, Ziehen


Illustration: Foto

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Die Schwalben fliegen in den Himmel
und ihre Schemen wirken schwarz und grau
vor einer strahlend weißen Decke,
vor einem tiefen Himmel blau. Die Schreie

dieser Tiere sind so laut lebendig. Sie leben an den
Wolkenrändern einer Sphäre, in der die Worte
tönend bleiben, in einer Luft, die weit nach oben
reicht, in einer Sphäre, die Wesen weit

nach Süden trägt. Ein Vogel sein.
Wenn alle Vögel die Scheunen längst
verlassen haben, trägt tief der Himmel
sie in seinen Raum. Auf seinen Flügeln schwebt

der Vogel weit hinauf. Und einfach weiter
segeln. Und bleiben dann auf einer Stelle
weit im Land, bis alle Kinder fliegen.

Zweifel: Demokratie und Wirtschaft

11 Freitag Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Nachrichten

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Schlagwörter

Demokratie, Markt, Mehrheit, Profit, Wirtschaft


Illustration: Foto

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Was ich nicht verstehe, kann sehr wohl Absicht sein. Daher will ich es einmal positiv formulieren. Unser politisches System stabilisiert sich umso mehr, je weniger Menschen Interesse daran zeigen. Da es keine Wahlpflicht gibt, kann die Zahl der politischen Akteure ihre Macht umso freizügiger entfalten, je weniger Menschen ihre Stimme abgeben. Die Wahlbeteiligung hat keinen Einfluss auf das Ergebnis. Wer der Politik den Rücken kehrt, stabilisiert das System, solange nur die Zufriedenen wählen gehen. Wenn alle Menschen wählen gehen würden, könnte das die etablierten Parteien empfindlich schwächen. Je weniger Menschen wählen gehen, desto stabiler sind die Verhältnisse. Unsere Demokratie lebt eben nicht vom Mitmachen, sondern von der Enthaltung.

Ein hypothetisches Beispiel mag zeigen, was ich damit meine. Angenommen alle Bürger würden sich der Wahl enthalten und nur die Kanzlerin und ihre Bundestagskandidaten würden wählen gehen. Natürlich gibt es keinen Grund, an das Eintreten eines solchen Szenarios zu glauben. Aber theoretisch würde es bedeuten, dass eine Stimme in jedem Wahlkreis genügen würde, um einer Regierung 100 Prozent Zustimmung zu verschaffen. Diese Regierung hätte alle verfassungsmäßigen Rechte, die Unzufriedenheit der Nichtwähler mit legalen Mitteln zu unterdrücken. Wo notwendig, könnte sie die Verfassung ändern. Sie wäre legitimiert, könnte weiter Steuern erheben und sich auf eine nominelle Mehrheit berufen, ohne dass dies mit den Tatsachen oder dem Willen der Bevölkerung das Geringste zu tun hat. Dennoch müsste sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen, sie sei undemokratisch. Schließlich wäre sie mit einer überragenden Mehrheit gewählt worden.

Auch das Profitstreben, das angeblich der Motor unserer wirtschaftlichen Bemühungen ist, offenbart Paradoxien. Rein theoretisch wäre es möglich, ein virtuelles System ohne Konsumenten zu errichten. Es diente einfach der Spekulation mit Werten, völlig unabhängig vom Nutzen oder Sinn der Produkte oder der gesamten Aktivitäten.  Dieses Finanzsystem würde solange funktionieren, bis abgesehen von einem Teilnehmer oder einer kleinen Gruppe alle anderen pleite wären. Dann wäre das Profitstreben an sein Ende gekommen und den verbliebenen Teilnehmern bliebe die Leibeigenschaft oder die Sklaverei. Sie könnten sich auch zu Banden zusammenschließen oder als Selbstversorger leben. Es gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Profitstreben eine Gesellschaft stabilisiert oder ihr Wohlstand beschert. Tendenziell führt Profitstreben dazu, das Ungleichgewicht einer Gesellschaft zu vergrößern, was die Neigung zu Gewalt und Aufruhr verstärkt.

Zugegeben, das ist alles viel zu extrem und zu ausschließlich gedacht. Es sind ja nur Gedankenexperimente. Allerdings kann man vereinzelt auch in der Praxis studieren, dass es sich hier nicht um rein hypothetische Überlegungen handelt. Man muss nur einen Blick auf alte amerikanische Industriestädte werfen, die einem Strukturwandel ausgesetzt waren. Baltimore zum Beispiel: Dort findet man sowohl extreme ökonomische Ungleichgewichte, als auch bezogen auf bestimmte soziale Gruppen völlige Wahlenthaltung. Dennoch sehen weder die Akteure der Wirtschaft noch die Politiker einen Grund, an der Legitimität ihres Handelns oder der Richtigkeit des Systems zu zweifeln. Sie geben die Schuld den Verlierern und bekämpfen sie. Auch das ist Demokratie.

Der Sinn des Lebens

09 Mittwoch Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Psychologie

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Schlagwörter

Humor, Leben, Nihilismus, Sinn, Suche, Würde


Illustration: Foto

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Jeder Mensch durchläuft eine Phase, in der er sich fragt, was das ganze menschliche Tun und Treiben eigentlich soll. Die meisten tun das in der Pubertät, andere kommen ihr Leben lang nicht davon los und fragen sich immer wieder nach dem Sinn des Lebens. Meistens steckt hinter dieser Frage die Sehnsucht nach etwas Höherem und Verbindlichen. Sie ist die Suche nach einer Richtschnur und einem Orientierungspunkt, einem Ziel oder einer dauerhaften Idee, der man einfach folgen muss, um zum Ziel zu kommen.

Das Leben meint aber nur sich selbst. Es will ganz einfach gelebt werden und dauert, solange das möglich ist. Das ist für den Sinnsucher nicht immer einfach. Zunächst klingt das nach Nihilismus. Wer aber am Leben verzweifelt, vergisst, dass Leben alles ist und der Tod einfach nichts. Wir haben nur die Freiheit der Bemühung gut zu leben. Was erstrebenswert ist, lässt sich nicht ein für alle Mal oder für alle beantworten. Was dem einen wichtig erscheint, lässt den anderen kalt. Je älter man wird, desto stärker vereinzelt man sich. Gut und richtig ist, was der Einzelne entscheidet. Allenfalls Frieden und ein gewisser Wohlstand lassen sich als Prinzipien kollektiven Glücks definieren, aber auch hier gibt es – leider – Ausnahmen.

Wer die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt, fragt sich meist auch, wer er ist. Aber auch die Existenz meint nur sich selbst. Du bist, was du tust. Also ist es wichtiger etwas zu tun, als darüber nachzudenken, was man tun möchte oder könnte. Wer sich nicht sicher ist, sollte einfach das Naheliegende tun. Meist ist es gut, was man tut, mit Hingabe und Sorgfalt zu tun, wenn es die Umstände zu lassen. Wer viel tut, beantwortet mit jeder Entscheidung und jeder Tat auch ein wenig die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wer nur verharrt und hadert, verliert den Sinn aus den Augen.

Mit zunehmendem Alter und Erfahrung ist die Frage nach dem Sinn des Lebens weniger bohrend. Es ist gut die Frage in Relation zum Erreichten und zum Möglichen zu setzen. Allmählich geht es weniger um die Leistung oder das Glück, sondern um das Erfreuliche. Wer Dinge immer wieder tut und dabei Befriedigung erfährt, hat seinen Lebenssinn schon gefunden. Die Freude am Dasein ist wichtiger, als der Sieg, die Niederlage, das Leid oder das Glück. Insofern ist Lachen besonders Erkenntnis stiftend. Wer seinen Humor behält, hat auch einen Lebenszweck, sofern er seine Würde nicht verliert.

Kunst ist ein Fragezeichen.

07 Montag Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Fanpost, Psychologie

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Schlagwörter

Bildende Kunst, Kunst, Museum, Objekt


Illustration: Foto

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Ich bin kein Experte. Nicht dass hier der Eindruck entsteht, ich wolle mich wichtig machen. Ich schaue Kunst als gebildeter Laie an. Nicht weil ich alles verstehe, sondern weil ich es eben nicht kann. Ich verstehe etwas von Musik. Ich kenne den Mainstream. Ich habe auch genug schöne und unschöne Literatur gelesen. Bei bildender Kunst kann ich das nicht behaupten. Ich kenne keine aktuellen Trends, noch jeden wichtigen Künstler. Ich fasse Kunst auf und widme mich dem, was mein Interesse weckt. Soviel vorweg.

Bis zu einem gewissen Grad erscheint mir Kunst rätselhaft. Das finde ich gut. Denn wie bei einer Kippfigur ist ein Objekt ambivalent oder polyvalent. Es offenbart mehrere Bezüge und Assoziationen und entzieht sich der eindeutigen Interpretation. Das ist manchmal etwas verwirrend, aber immer spannend. Als Kind habe ich mich darüber aufgeregt, das Kunst nicht eindeutig ist. Heute finde ich es gut. Ganz einfach, weil die Betrachtung mir etwas über mich mitteilt und über das betrachtete Objekt. Und ich kann meine Wahrnehmung mit dem Objekt vergleichen, wenn ich mir etwas Zeit nehme.

Wie kommt das? Zunächst ist für mich die Irritation Teil des künstlerischen Konzepts. Ich finde es wichtig, mir und dem Kunstwerk Voreingenommenheit zu ersparen. Ich erspare mir die Kritik und habe auch nicht den Anspruch, alles zu verstehen. Ich will es ganz einfach sehen. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Je nach Bedürfnis schaue ich mir alte oder neue Kunst an. Ich habe es aufgegeben, mich zu fragen, was Kunst ist oder nicht. Ich finde diese Frage merkwürdig und eindimensional. Kunst ist, was im Museum hängt oder steht. Punkt, Schluss.

Wenn mir etwas gar nichts sagt, was vorkommt, gehe ich einfach weiter. Umso so schöner ist es, wenn mich etwas fesselt. Das muss nicht schön sein, es muss auch nicht angesagt, neu oder alt sein. Ich weiß, dass Kunst einen ideellen oder materiellen Wert hat, aber das steht nicht im Vordergrund. Ich sammle Eindrücke, Anblicke, Gedanken und Assoziationen. Das gelingt mir leichter im Museum. Film und Musik haben eher Erlebnischarakter. Kunstobjekte sind eher kontemplativ. Diese Kontemplation befreit mein Denken, sie lenkt mich ab. Ich muss mich nur einlassen. Jede Frage, die sich dann stellt, ist eine gute Frage.

Zweifel: Kritik der Kritiker

07 Montag Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Fanpost, Nachrichten

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Schlagwörter

Kritik, Kritiker, Lob, schlechte und gute Kritik, Tadel, Wahrnehmung


Illustration: Foto

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Um es vorweg zu schicken, ich lese heute eher weniger als mehr Kritiken. Früher brauchte ich zu jedem Film, Buch oder Künstler eine Kritik. Ein paar Kritiken habe ich auch selbst verfasst, für Zeitungen und Blogs. Als ich immer häufiger feststellte, dass Kritiken, die ich las, nicht meiner eigenen Wahrnehmung entsprachen oder mir ungerecht vorkamen, nahm mein Interesse langsam ab. Ein paar Kritiker verärgerten mich sogar, wobei ich deftige Kritiken durchaus zu schätzen weiß, wenn sie humorvoll sind und einen Kern treffen.

Tendenziell machen viele Kritiker ähnliche Fehler. Typisch ist es, das Werk mit dem Schöpfer gleichzusetzen. Diesen Fehler macht fast jeder Kritiker hin und wieder. Dann wird alles zu einer Frage der Moral und der richtigen Gesinnung. Es ist ein bisschen so, als würde man das Foto mit der Wirklichkeit gleichsetzen. Dieser Ansatz ist sehr alt. Er greift tief in die Sittengeschichte zurück und entspricht der Auffassung, dass bereits die Darstellung des moralisch Fragwürdigen anstößig ist. Anstößig ist nur die Realität.

Mir stellt sich dann immer die Frage, ob der Kritiker denkt, der Zuschauer würde Schaden nehmen und müsse beschützt werden. Das mag für bestimmte Altersgruppen zutreffen. Allerdings ist es eine Frage, die allein den Einzelnen betrifft. Der Leser, Hörer oder Zuschauer muss schließlich selbst wissen, wie viel und was er verträgt, selbst wenn er einen schlechten Geschmack hat.

Insofern liegt es in seiner Verantwortung, was er unterhaltsam, lehrreich oder kurzweilig findet. Im Übrigen reizen Denkverbote eher zum Widerspruch. Viele Kritiker betreiben das Geschäft ihrer Gegner, wenn sie dem Künstler eine Tendenz unterstellen, weil sie ein Thema unangemessen behandelt sehen oder als falsch empfinden. Sie wecken Interesse, statt abzuschrecken. Sie sollten dem Leser ein Urteil zutrauen.

Ein weiterer Fehler der Kritik ist die Tendenz, die Aussage eines Films, eines Buches oder einer Musik zu stark zu verallgemeinern. Oft ist das der Fall, wenn es um historische, politische oder gesellschaftliche Themen geht. Auch hier geht es vorgeblich um die richtige bzw. falsche Moral. Es sollte aber klar sein, dass eine Verallgemeinerung oder Verabsolutierung einer Handlung oder einer Darstellung immer eine Unterstellung ist, die vom Kritiker ausgeht.

Es ist nahe liegend und deutlich, dass menschliche Handlungen an die handelnden Personen gebunden sind, auch dann, wenn sie exemplarisch für eine bestimmte Gruppe stehen. Die Allgemeingültigkeit einer Darstellung kann folglich nicht mit den Handlungen oder Aussagen von Einzelnen gleichgesetzt werden. Sonst wird eine Tendenz unterstellt, die an den Absichten der Macher meist vorbeigeht. So ist z. B. die Darstellung von Gewalt in der Kunst kein Aufruf zur Gewalt.

Der häufigste Fehler ist das Geschmacksurteil. Was dem Kritiker nicht gefällt, kann auch nicht gut sein. Er fühlt sich dazu berufen, ein Kunstwerk zu begutachten, wie Walter Benjamin das formulierte. Bildlich ausgedrückt schüttelt der Kritiker einfach solange den Kopf, bis in seiner Suppe Haare liegen. Oder er drückt eine Wertschätzung aus, die lächerlich ist, weil sie dem Werk nicht gerecht wird. Zum Beispiel lobt er das Material. Diese Art von Kritik findet man häufig bei Autoren mit mangelndem Sachverstand. Wer häufig Kritiken liest, zweifelt manchmal zurecht daran, ob der Kritiker verstanden hat, was er kritisiert. Manchmal ist Kritik einfach ein Zeichen von Ignoranz. Ignoranz ist zulässig, sollte aber nicht als besseres Verständnis ausgegeben werden.

Viele Kritiker kritisieren aus taktischen Gründen. Das ist verständlich. Zum einen gibt es eine Kunstszene, in der sich Kritiker bewegen. Zum anderen stecken auch hinter ästhetischen Werken wirtschaftliche Interessen, die man nicht einfach ignorieren kann. Kritik ist immer auch Politik. Wenn sich Kritik an den tatsächlichen Qualitäten eines Mediums orientiert, ist taktisches Lob zulässig. Als Leser oder Zuschauer muss man vorsichtig sein, sollte aber eine taktische Kritik nur dann verübeln, wenn es sich um einen ungerechtfertigten Verriss oder ein übertriebenes Lob handelt. Ansonsten muss man in Kauf nehmen, dass jeder Autor auch redaktionelle und politische Interessen verfolgt, was für Leser mit Erfahrung eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

Manchmal hängen Kritiker ein Kunstwerk auch zu hoch. Das ist heute eher selten der Fall, denn wenn der Untergang des Abendlandes beschworen wird, gilt das meist als peinlich. Kritiker, die mit zu großer Strenge zur Sache gehen, irritieren meist. Nicht jeder Film, jedes Buch oder jedes Musikwerk ist es wert, verrissen zu werden. Provokation ist längst Teil des Geschäfts. Insofern ist es oft klüger, ein misslungenes Stück als nicht beachtenswert einzuordnen, als Leser damit zu behelligen oder es zu skandalisieren. Nicht jedes mediale Erzeugnis ist kritikwürdig.

Ob eine Kritik hilfreich ist, muss der Leser selbst entscheiden. Ich muss mich nicht ärgern müssen, soll heißen, ich empfinde konstruktive und verständnisvolle Kritik als hilfreich. Da Kunstwerke vom Umtausch ausgeschlossen sind, fallen mir eher schlechte Kritiker auf, weil ich oft überrascht bin, wie sehr eine Meinung von meinem Erleben abweicht. Gute Kritiken sind eine Bereicherung und vermitteln. Sie wecken Interesse und fordern dazu auf, ein Medium mit anderen Augen zu sehen. Das kann auch bei Verrissen der Fall sein. Sie erweitern den Horizont. Leider werden gute Kritiken umso rarer, je mehr der Leser weiß. – Immerhin kann man seine Zeit auch mit anderen Dingen verbringen.

Zweifel: Meinungsfreiheit

07 Montag Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Nachrichten, Satire

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Schlagwörter

Meinung, Meinungsfreiheit, Nerven, Wissen


Illustration: Foto

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Meinung: Jeder hat eine. Aber was jeder hat, ist nicht immer interessant. Meistens dreht es sich um Geld. Zu teuer. Das ist eine Standardmeinung, die sich beliebig variieren lässt. Sie ist fest in unseren Köpfen verankert. Kein Wunder, denn die Kostenfrage, wird eigentlich immer diskutiert. Und jeder hört, dass er oder es zu teuer ist, dass wir uns das nicht leisten können, dass es überflüssig ist und man für so was kein Geld mehr ausgeben sollte. Das Ich hinter dem Wir sind die Bosse. Sie sammeln das Geld ein und verteilen es. Sie machen Dividende.

Innovation ist auch eine Meinung. Sie wird meist mit Umsatz verbunden. Innovation schafft Umsatz, Umsatz generiert Wachstum. Dinge können sich gar nicht schnell genug ändern. Was neu ist, ist gut. Wenn Langeweile aufkommt, ist das schlecht für den Markt. Ein Mangel an Leistung. Das technische Spielzeug darf uns nicht ausgehen, alles muss besser werden. Hauptsache neu. Altes einfach wegwerfen. Gedankenverloren im technischen Wunderland. Kein Problem. Geld muss fließen, bloß nicht nachlassen. Hinter jeder Ecke lauert eine neue Idee, eine App, eine neue Device.

Gute Gesinnung ist auch eine Meinung. Richtig leben also. Das Richtige denken, das richtige Essen, das Richtige sagen, die Welt retten und sich keiner falschen Meinung verdächtig machen. Jeder spielt ein bisschen Weltgewissen und weiß, was gut ist und was schlecht. Besonders für andere. Das richtige Buch, das beste Gemüse, die richtige Partei. An sich arbeiten, um die Welt zu verbessern. Manche Menschen sind schon aus rein beruflichen Gründen den ganzen Tag moralisch, vom Morgengrauen bis tief in die Nacht.

Meinen ist wichtiger als Wissen. Wer einmal das Gute erkannt hat, hält daran fest. Besser noch: Das richtige meinen und das Falsche tun. Das ist sehr in Mode. Man sagt es immer und überall. Andererseits, einfach sagen, was der Andere hören will und nur so tun, als meine man etwas, spart Zeit, Geld und Energie. Meinungsfreiheit ist verboten, Meinungsfeigheit nicht. Also besser, einfach nur so tun. Ich meine jetzt nicht die freie Meinung, sondern frei von Meinung. Einfach Mal keine Meinung haben, geht nicht. Oder doch? Zeit darf man sich auch nicht lassen. Sich eine Meinung bilden, kostet Zeit, die aber nicht da ist, weil sonst alles zu teuer wird. Also besser eine richtige Meinung an der falschen Stelle haben. Das sichert Arbeitsplätze.

Meine Meinung: keine Meinung. Jeder sollte sich öfter meinungsfrei nehmen. Weniger meinen und mehr fragen. Warum ist das so? Muss ich das auch so machen? Viele Menschen machen das schon. Sie handeln nach Gefühl. Sie stören sich nicht an ihren Widersprüchen. Das ist opportuner und schont die Nerven. Statt immer nur Ausschau zu halten nach Menschen, die noch nicht die richtige Meinung haben. Recht auf Ignoranz. Stattdessen sich Dingen widmen, von denen man was versteht. Eine Welt, die sich ständig wandelt, kann mit einer Meinung nicht verstanden werden. Die falsche Meinung kostet den Kopf. So weiß jeder, was er sagen muss, auch wenn er anders denkt.

Fanpost – Peter Autschbach

06 Sonntag Jul 2014

Posted by handschreiber in Fanpost, Gitarre

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Schlagwörter

Autschbach, Gitarre, Illenberger, Kolbe, Peter Finger


Illustration: Foto

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Ich bin ein Couch-Gitarrist, der leidenschaftlich, regelmäßig und gerne Gitarre spielt. Gelegentlich spiele ich für Freunde und auf Vernissagen. Leider bin ich etwas schüchtern. Immerhin spiele ich fast täglich. Mein Beruf als freier Mediengestalter verschafft mir Freizeit, die ich zum Musizieren nutze. Ein paar Aufnahmen habe ich auch produziert. Wer es mag, kann es hören. Meistens spiele ich zu meinem eigenen Vergnügen.

Ich bin froh, dass es Gitarristen gibt, die mich inspirieren. Peter Autschbach ist ein Gitarrist, der das kann. Er ist enorm produktiv und aktiv. Erst hat er Musik studiert, dann war er Schüler von Joe Pass. Er war in vielen Bands unterwegs und hat mit anderen prominenten Musikern wie Barbara Dennerlein oder Ralf Illenberger zusammengearbeitet. Er schreibt regelmäßig für die Zeitschrift Akustik-Gitarre von Peter Finger. Wer in seiner Nähe wohnt, kann auch Unterricht nehmen. Neben seinen hörenswerten CDs und zahlreichen Studioproduktionen finde ich besonders seine Schulen und Songbücher erwähnenswert.

Warum ist das so? Autschbach ist produktiv und vertritt einen sehr pragmatischen Ansatz. Er ist vielseitig und legt wert auf Stilistik. Er spielt akustisch und elektrisch. Seine musikalische Bandbreite reicht von Rock, über Pop, bis zu Jazz, Folk und Klassik. Diese Vielfalt findet man in seinen Büchern wieder. Vor allem legt er Wert darauf, dass man seine Arrangements und Ideen umsetzen kann. Man muss nicht seinen Unterricht besuchen, um von ihm zu lernen. Seine Ideen und Konzepte sind nachvollziehbar und für einen Gitarristen mit etwas Erfahrung lehrreich. Er vermittelt Spieltechnik und Musikalität.

Ein gutes Beispiel ist das Songbuch „On Stage“. Jedes Stück repräsentiert einen Stil oder einen Gitarristen. Die musikalische Bandbreite reicht von Joe Pass, über Tommy Emmanuel, bis zu Miles Davis, Pat Metheny und Baden Powell. Jedes Stück ist sowohl ein Arrangement, das man nachspielen kann, wie ein Konzept, auf dem man aufbauen kann und das man variieren und erweitern kann. Es geht also beim Spielen nicht um die bloße Wiederholung, sondern um das Verständnis. Jedes Arrangement beinhaltet auch die Idee für neue Stücke.

Ich bin erst bei der Hälfte des Buchs angekommen und weiß natürlich noch nicht, ob ich die beiden Transkriptionen von Joe Pass schaffe, die er diesem Buch beigelegt hat. Aber schon „Blues für Joe“ war eine Offenbarung. Seitdem ich das Stück kenne, spiele ich leidenschaftlich gerne Swing und Blues. Und es wird immer besser.

Ich bin froh, dass es Musiker wie Peter Autschbach gibt, die auf der Bühne und als Pädagoge ihre Qualität entfalten. Anhand seiner Bücher kann man spielen lernen und sich entwickeln. Außerdem sind seine CDs sehr hörenswert und zeigen eine Musikerpersönlichkeit, deren ganzes Streben und Spielen auf der Idee beruht, alles darzustellen, was man mit der Gitarre ausdrücken kann.

Leider lebe ich tief im Süden und bin nicht in der Lage, seine Konzerte zu besuchen. Ich bin froh, dass er seine Ideen und Konzepte ständig veröffentlicht. Er kann sich darauf verlassen, dass ich nach und nach alle CDs und Books kaufe, die ich bekommen kann. Ich kann seine Arbeit nur weiter empfehlen. Das einzige, was ich an ihm kritisiere, ist sein Haarschnitt.

Der alte Baum

06 Sonntag Jul 2014

Posted by handschreiber in Allgemein, Lyrik, Psychologie

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Alter, Baum, Liebe, Natur, Vergänglichkeit


Illustration

Illustration

Das Astwerk teilt sich viele Male
Vom rauen Stamm bis zu den Spitzen.
An seiner Rinde vieler Wunden
Gleit’ ich entlang und bleibe sitzen.

Ich lehne meinen Rücken an die Haut,
die schweigend Licht und Wasser kaut.

Er lässt zwei rote Blätter fallen.
Sie schweben abwärts, bleiben liegen.
Das Laub vom Vorjahr zeigt noch Krallen.
Die Samen haben ausgetrieben.

Der Wind bewegt das Blattwerk kaum.
Dann kommt der Regen, Donner hallen.
Von Ferne weht ein kühler Traum
Und lässt mir Tränen in die Haare fallen.

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